Forestone Traditional M Tenor

Ein Kunststoffblatt „Traditional“ zu nennen ist eigentlich eine lustige Idee, meint hier aber ganz offensichtlich das Klangspektrum des Blattes, das sich auch über den Schnitt mit Stufe, also „Filed“ ausdrückt. Getestet wurde mit einem Brancher E31, einem Brancher L29 Kautschuk und einem Selmer S80 E auf einem Selmer Reference 36 Saxophon. Natürlich könnte man das Blatt auch noch mit Otto Link, Berg Larsen und vielem mehr testen, doch diese Rubrik lebt durchaus von ihrer Individualität und da ich bekannter Maßen ein Freund von Brancher-Mundstücken bin, passt das.

Forestone Black Bamboo

Forestone positioniert sich im jungen Markt für Kunststoffblätter als innovatives Unternehmen und Vorreiter bei der Fusion künstlicher und natürlicher Materialien. So bestehen die Blätter zu 50% aus Arundo Donax, also Rohrblatt, die andere Hälfte ist Polypropylen – beide Materialien werden handwerklich beeindruckend miteinander verbunden. Mein erster Test widmet sich dem wohl pikantesten Bereich, nämlich dem klassischen Saxophon. Hier will Forestone mit dem neuen Black Bamboo punkten und das gelingt auch beim Test auf Anhieb.

Ungewohnt ist das haptische Gefühl der Blattunterseite, die komplett glatt ist und dennoch absolut luftdicht mit dem Tisch des Mundstückes abschließt. Die Oberseite des Blattes bietet hingegen echtes „Blatt-Feeling“ und lässt sich gut am Ansatz positionieren. Forestone betont auf seiner Website übrigens, dass man die Blätter problemlos nach eigenem Geschmack nachbearbeiten kann, das Material soll sich auch hierbei zuverlässiger verhalten als Holz.
Zum Sound: Getestet wurde mit einem Selmer C* sowie mit einem Vandoren A35 aus der V5-Serie. Auf dem Selmer-Mundstück ist die Ansprache absolut tadellos, die Intonation ebenfalls und sämtliche Flageolets bis hinauf zum F#4 sind problemlos spielbar. Die Blattstärke M entspricht allerdings eher der Stärke 2 des entsprechenden Vandoren-Klassikblattes, so dass mir das Blatt in dieser Kombination als zu leicht erscheint. Was dem Erstaunen über einen feinen, sehr eleganten Klang keinen Abbruch tut: Das Black Bamboo hat zwar nicht die Wärme und den „Körper“ eines Vandoren „blau“ oder Brancher Opera, glänzt aber mit knackiger Obertonstruktur und singenden Mitten. Ein schönes Blatt für Kammermusik oder Einsätze im Orchester, bei denen es weniger auf Präsenz denn auf Integration in ein Gesamtbild ankommt.
Noch interessanter ist für mich die Verbindung mit dem Vandoren A35, denn hier passt die Blattstärke aufgrund der größeren Bahnöffnung ideal. Der Klang ist größer, etwas körperreicher und das leise Luftgeräusch, oft ein Ärgernis im Pianissimo bei offeneren Bahnen, kaum noch wahrnehmbar. Persönlich fehlt mir das letzte Quentchen Wärme und Abrundung im Klang, doch da man sich an einen neuen Blattschnitt gewöhnen muss, werde ich das Blatt nun regelmäßiger spielen, um an dieser Stelle weitere Erkenntnisse festzuhalten. Bis dahin gilt, dass Forestone mit dem Black Bamboo ein ausgezeichnetes Produkt auf den Markt gebracht hat, das den engen Markt der Klassikblätter in Bewegung bringen dürfte. Ach, und selbstverständlich kann man das Blatt auch für Jazz verwenden. Bald an dieser Stelle: Die Testergebnisse zu Black Bamboo Tenor-, Sopran- und Baritonsaxophon!