Lefreque Sound Bridge

Ist das Voodoo oder funktioniert das tatsächlich? Zwei übereinander gelegte Metallplättchen, befestigt mit einer Art Haargummi zwischen Mundstück und Bogen, sollen a) den Obertonreichtum fördern, b) die Intonation verbessern, c) die Ansprache verbessern, d) die Tonprojektion positiv beeinflussen, e) das Legato bei Blechbläsern verbessern und f) die dynamische Bandbreite erhöhen. Fehlen eigentlich nur noch g) für ewige Gesundheit sorgen und h) das Bankkonto automatisch füllen.

Was haben sich die beiden Holländer, die dieses Produkt erfunden haben, dabei gedacht? Es geht – wie die technische Bezeichnung Sound Bridge schon andeutet – um die Übertragung von Schwingungen/Frequenzen, die aufgrund der Beschaffenheit von Blasinstrumenten ohne die Lefreque-Frequenzbrücke auf der Strecke bleiben würden. Infrage kommen hier sämtliche Steck- oder Lötverbindungen, an denen der natürliche Schwingungsfluss gehemmt wird. Ist das wirklich so? Können zwei kleine löffelförmige Metallplättchen da eine spürbare Verbesserung bewirken? Und Lefreque treibt es ja noch viel weiter, behauptet etwa, dass die verschiedenen angebotenen Materialien von Messing bis zu massiv Gold auch einen völlig unterschiedlichen Klang ergeben und sich die oben geschilderten Verbesserungen von Spieler zu Spieler komplett voneinander unterscheiden.

Ihr seht, in diesen Test bin ich mit größter Skepsis gegangen, doch ich halte mich nicht mit technischen Details wie Schwingungsanalysen oder ähnlichem auf – ich probiere einfach aus, das Lefreque an meinem eigenen Klang verändert. Hierfür hat mich der Vertriebschef Deutschland, Thomas Voigt, persönlich besucht. Mit feinem Lächeln schnallt er mir das günstigste Paar zwischen Mundstück (Vandoren AL3) und Bogen (Selmer SA80II). Dabei wird das Plättchen mit den feinen Höckern auf der Unterseite bündig über das vollkommen Glatte gelegt, das dann als Doppeldecker mit dem Gummi zwischen Mundstück und Bogen fixiert wird, so dass beide Enden des glatten Plättchens direkt aufliegen (siehe Bild).

Und es verändert sich etwas. Und wie. Zunächst der Sound: Hat man vorher das räumliche Gefühl, der Klang dringe vorn aus dem Instrument, so ist man nun schlagartig von ihm umgeben. Dann die Ansprache: C#1, im Pianissimo nicht gerade leicht zu spielen, spricht auf einmal tadellos an. Die Intonation: E2 ist längst nicht mehr so hoch, die dritte Lage spricht besser an und die High Notes … Mit einem lauten „S******, das ist doch nicht wahr“ drehe ich mich zum süffisant grinsenden Thomas Voigt um, der schon mit dem nächsten Paar Plättchen bereitsteht.

Dann spiele ich mich über 90 Minuten durch das ungemein vielfältige Sammelsurium an Plättchen – von Brass (Messing) über Red Brass, massiv Silber bis massiv Gold, alles wiederum in „nackt“, versilbert, rosé vergoldet oder gelb vergoldet und schließlich auch noch in unterschiedlichen Längen, wobei die tatsächlich nur den verschiedenen Anwendungsgebieten geschuldet sind – klanglich ist die Länge des Plättchens nicht von großer Bedeutung. Das Material dafür allerdings umso mehr. Mit jedem Wechsel ändert sich das Klangspektrum und der Punkt „den Obertonreichtum fördern“ tritt immer mehr zutage. Immer wieder spiele ich zwischendrin ohne Lefreque und bereue es bereits, denn die Dinger sind wirklich suchterzeugend. Schließlich liebäugele ich mit massiv Gold 14 Karat, doch da auch ich bezahlen werde wie jeder andere Kunde auch, bin ich schließlich froh, dass ich mit massiv Silber gelb vergoldet nach meiner Vorstellung am besten klinge. Schließlich berechnet sich der Preis für die 14 Karat-Variante am aktuellen Goldpreis …

Los geht’s allerdings schon bei rund 50 € für die Basisvariante und man sollte generell so viele besitzen, wie man Saxophone während eines Auftritts auf der Bühne hat. Weshalb? Die Installation wie auch der Wechsel sind vor allem am Anfang eine echte Fuddelei, zwischen den Songs bleibt nicht genug Zeit, die Plättchen zu wechseln – und ohne will ich jetzt nicht mehr spielen. Klingt nach esoterischem Unfug? Dann bist Du der nächste, der das unbedingt ausprobieren sollte!